Das Image-Problem Duisburgs
Freitag, 07. September 2007 12:26
Alter: 17 Jahre



Kategorie: Natur- und Umweltschutz


 

„Unsere Stadt Duisburg hat ein Imageproblem.“


„Nicht zuletzt spielt die Image-Frage eine immer größere Rolle. So hat es die Stadt Duisburg besonders schwer, sich von dem in den 50er Jahren noch propagierten Slogan der ‚Stadt Montan‘ zu lösen. Ob jedoch mit dem neuen Werbespruch ‚Duisburg am Rhein - im Herzen Europas‘ ein neues Selbstverständnis erreicht werden kann, mag dahingestellt sein, da es nicht um eine geographische Lagebeschreibung, sondern um eine in­haltliche Aussage gehen sollte. Immerhin ist Duisburg nicht die einzige Stadt, die am Rhein und in Europas Mitte liegt. Nach wie vor bestehen im In- und Ausland Schwierigkeiten, die Vorstellungen von einer schmutzigen und kulturlosen Stadt abzubauen und durch eine verstärkte Bewußtmachung der unbestreitbaren positiven Seiten zu ersetzen. Ob allerdings eine Entscheidung, das geplante Entsorgungszentrum in Duis­burg anzusiedeln, der Image-Frage förderlich sein wird, muß bezweifelt werden. Vielmehr ist alles zu vermeiden, was auch nur annähernd das Negativ-Image und Stigma der ‚Ruhrpott-Stadt‘ unterstützt.“ [Müller-ter Jung 1993, S. 208 f.]

Eine Auswahl von einheimischen Presseberichten zur „Image-Frage“ (Image-Problem) aus den letzten 20 Jahren verdeutlicht, wie die montanindustrielle Fixierung des infrastrukturellen und stadtent­wickelnden Denkens und Planens die Umstrukturierung Duisburgs be­hindert.

(1986): „‘Meine Frau mußte weinen, als ich vor zwei Jahren nach Rhein­hausen versetzt wurde‘, erinnerte sich Verwaltungschef Holler von Krupp-Industrietechnik, ...“ bereits 1986 (WAZ Nr. 278/29.11.1986).

(1986): „Das Erscheinungsbild, das Rheinhausen dem Anreisenden bietet, ist sehr unattraktiv. Bei Planung von Zentrum und Stadtteil ist sehr viel versäumt worden.“ So Armin Holler, Verwaltungschef bei Krupp Industrietechnik (WAZ Nr. 280/02.12.1986).

(1986): „Jetzt reicht’s Herr Holler. Hier wird hart gearbeitet!“: Rolf Held in (WAZ Nr. 284/06.12.1986).

(1988): „Unsere Stadt Duisburg hat ein Imageproblem.“ „Duisburg habe ein ‚Imageproblem‘“, sagt der Leiter des Städtischen Amtes für Wirt­schaftsförderung, Detlev Birnstiel. (WAZ Nr. 94/22.04.1988).

(1988): „Teufelskreis verhindert Investitionsentscheidungen ...: Stadt muß Image flugs verbessern“ (WAZ Nr. 168/21.07.1988).


(1990): „Zudem habe die Stadt - besonders in den Augen auswärtiger Besucher - nach wie vor ein Image-Problem.“ (WAZ Nr. 118/22.05.1990).

(1991): „Der Freizeitwert der Großstädte im Urteil von Führungskräften“ veranschaulicht eine Globus-Graphik. Von maximal zehn erreichbaren Punkten landet Duisburg bei 4,13 - München bei 6,96 und Hamburg sogar bei 7,16 [Die Mitbestimmung (1991) 8/9].

(1993): „Grundschullehrer machen einen Bogen um Duisburg“ (WAZ Nr. 136/15.06.1993). - In einer anderen Untersuchung wurde das für das Schulwahl-Verhalten von Lehrkräften generell festgestellt. Ein Haupt­grund der Ablehnung - so hieß es damals - liege in dem hohen Aus­länderanteil (insbesondere Türken) Duisburgs. Die ablehnenden Lehr­kräfte wollen sich anscheinend nicht in die damit zusammenhängenden, besonderen Unterrichtsschwierigkeiten begeben, wie u. a. Sprach­probleme, andere Sozialisation.

(1993): „Fehlentwicklungen zeichnen sich ab“ heißt es in einer kritischen Stellungnahme zu den Plänen, auf dem stillgelegten Krupp-Gelände (265 ha) ein „Entsorgungszentrum“ zu bauen (RP Nr. 143/23.06.1993; WAZ Nr. 144/24.06.1993). Auf diesem Gelände könnte, so eine ökologisch geprägte Zukunftsvision, „... auf der linken Rheinseite Duisburgs ein arbeitsplatzorientiertes Gemisch von weißer Industrie und nicht emittie­renden Gewerbegebieten entstehen. ..., [ein] Kranz neuer, durchgrünter Wohngebiete sowie zum Naturschutzgebiet Rheinaue hin ... eine zusätz­liche grüne Pufferzone“.
Gewählt wurde von den Planern auf Druck der Logistik-Lobby eine Fehllösung mit quasi-montanindustriellen Schadwirkungen, nämlich „... Dreck, Staub, Gift und Schadstoffe.“ Kurz: Logport!

(1994): Oberstadtdirektor Dr. Richard Klein führte zur Lage bei den sozialversicherungspflichtig Beschäftigten aus: „Was die Beschäftigten­zahl angeht, so rangiert Duisburg mit 181.000 an letzter Stelle aller deut­schen Großstädte - noch hinter Leipzig und Dresden.“ (NRZ Nr. 137/15.06.1994).
Der Verwaltungschef warnte gleichzeitig vor einer Fehlnutzung des Krupp-Geländes, „..., vor voreiligen Beschlüssen, was die Ansiedlung von Recycling- oder Logistikunternehmen betrifft: ‚Deren Flächenbedarf ist enorm. Auf den gesunden Branchenmix kommt es an!‘“.

(2002): „Wir versuchen seit Jahren, Investoren zu gewinnen. Bei der Schwäche der Stadt überzeugen sie keinen, hier zu investieren.“: Jürgen Dressler (WAZ Nr. 96/25.04.2002).

(2004): Bei einer Befragung mittelständischer Unternehmer landete Duisburg auf Platz 20 unter 25 deutschen Großkommunen. „Und noch schlechtere Benotungen gibt es für die Qualität der Arbeitskräfte, für die Lebensqualität der Region, hinsichtlich der Lebendigkeit und Kreativität


der Stadt und vor allem für die Kaufkraft der Duisburger.“ (WAZ
Nr. 99/28.04.2004).

(2005): „Der matte Wohlfühlfaktor im Revier“ ist ein Bericht (WAZ
Nr. 107/10.05.2005) überschrieben. „Unter 15 Großstädten liegt Duis­burg auf Platz 15, ...“. „In Essen wie in Duisburg, zitiert die Studie Klagen über soziale Brennpunkte und geringe Integration von Aus­ländern.“

(2006): Bei einer Untersuchung über die Zufriedenheit von Unternehmen mit ihrem Standort landete Duisburg erneut auf den hinteren Rängen, bei dem Indikator „Lebensqualität“ mit 2,86 auf dem vorletzten Platz (WAZ Nr. 124/30.05.2006).

(2006): Duisburgs Planungsdezernent Jürgen Dressler beschreibt für die nächsten Jahrzehnte weiterhin einen deutlichen Bevölkerungsrückgang in Duisburg. In den letzten Jahrzehnten nahm Duisburg bekanntlich schon um mehr als 100.000 Einwohner ab, „gewann“ aber gleichzeitig einige zehntausende Ausländer und Aussiedler hinzu (die bevölkerungs­politische Schieflage verschärfte sich also). (WAZ Nr. 142/22.06.2006).
Aber: „Die bisher auch wegen ihres hohen Zuwanderanteils als soziale Brennpunkte bezeichneten Gebiete würden laut Dressler jedoch durch ihre stabile und wachsende Bevölkerungszahl überleben.“ Viele „Klein-Anatolien“ werden u. a. in Bruckhausen, Hamborn, Marxloh, Hochfeld und in Werthausen (Hochemmerich) überleben? Soll das wirklich eine „Zukunftsvision“ für Duisburg sein?!






Dateien:

20070907_das_image_problem_duisburgs.pdf93 K

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