Den Burgplatz als Logistik-Gelände ausweisen?
Mittwoch, 02. April 2008 18:48
Alter: 17 Jahre
Kategorie: Natur- und Umweltschutz
- vom maßlosen Flächenhunger des unwillkommenen Chefs der Duisburger Hafen AG, Erich Staake
1. Logistik-Branche nicht mehr willkommen 2. 2.650.000 m2 Krupp-Gelände im Handstreich 3. Platzverschwendung ohne Ende! 4. Wegstreckenminimierung als Vorrangziel 5. Rest-Umweltzone in Duisburg 6. Kein Geschichtsbewusstsein, kein Naturverständnis 7. "Highlander" Staake lässt grüßen
1. Logistik-Branche nicht mehr willkommen
Gleich an drei Stellen der WAZ Nr. 77 vom 02.April 2008 trägt der Chef der Duisburger Hafen AG seine lang bekannte Klage vor: Den Logistikunternehmen fehlten neue Ansiedlungsflächen in Duisburg. Er kann und will es nicht verstehen, dass ihm Politik und Verwaltung nicht noch zusätzliche Grundstücke für seine flächenfressenden, umweltbelastenden Logistikunternehmen opfern wollen (u.a. das heißbegehrte Bahngelände in Wedau). "So willkommen sind wir nicht mehr", klagt er. Warum verflüchtigt sich die Vorliebe auch des wirtschaftsfreundlichsten Politikers? Erinnern wir uns.
2. 2.650.000m2 Kruppgelände im Handstreich
Nach dem Rückzug der beiden großen Krupp-Betriebe aus Rheinhausen waren sich vor allem die Mitglieder der SPD-Mehrheitsfraktion im Rathaus, die SPD-Regierung in Düsseldorf (Johannes Rau) und die SPD-Bundestagsabgeordneten zusammen mit Natur- und Umweltschützern einig: Die 265 Hektar Krupp-Gelände sind ein "Filetstück", das nur mit einer Mischnutzung seinem Wert angemessen besiedelt werden soll. Keineswegs sollte es nur für die Logistik-Branche mit ihrem hohen Flächenverbrauch, relativ niedrigen Arbeitsplatzzahlen und immensen Umweltbelastungen (Lärm; Erschütterungen; Krebs-erzeugenden Dieselruß) ausgewiesen werden. Wie auch immer geschehen, der auf dem Krupp-Gelände schon vorhandene "Frachtenkontor" (Familie Hüttemann) überrannte zusammen mit der Hafen AG alle Bedenken. Plötzlich war das ganze riesige Gelände nur noch für Logistik-Betriebe vorgesehen! Wen verwundert es nach diesem Handstreich, dass die Öffentlichkeit die Logistik-Vertreter von Beginn an nicht mochte?!
3. Platzverschwendung ohne Ende!
Wer mit offenen Augen durch das Gelände geht, sieht überdeutlich das Missverhältnis zwischen den von Gebäuden genutzten Flächen und den für Freiflächen (LKW- und PKW-Verkehrsräume und Abstellflächen). Am stärksten ist diese flächenfressende Platzverschwendung am Standort des PKW-Ausrüsters sichtbar. Ein unendlicher Auto-Brei breitet sich dort über das Krupp-Gelände aus, riesig, aber mit unverhältnismäßig wenig Arbeitsplätzen. Ein Besuch bei NYK zeigte, in den Hallen geht diese Platzverschwendung munter weiter. Auf Nachfrage gestanden das die NYK-Führenden sogar ein, dass die Abstände zwischen den Hochregalen und um diese herum sehr großzügig bemessen seien. Da könnte man glatt Autorennen veranstalten. Wen wundert es da, dass die Anwohner über diese offensichtliche Vergeudung von hochwertigem Gelände mehr als verärgert sind. Es sind ja ihre Steuergelder, mit denen in Höhe von mehreren hundert Millionen Euro das Gelände erschlossen wurde.
4. Wegstreckenminimierung als Vorrangziel
Mit enormem Aufwand von zig Millionen Euro Steuergeldern, hohem Flächenverbrauch und unter vielen Planungspannen wurde von der öffentlichen Hand speziell die neue Autobahnanbindung L473n für Logport vorangetrieben. Von der Logportspitze kam dazu praktisch keine Unterstützung, auch finanziell nicht. Das gilt ebenso für die "Querspange", die Untertunnelung der Bahnstrecke Krefeld-Duisburg, am Ende des fertig gestellten ersten Bauabschnittes der L473n in Mühlenberg. Aber immer wieder kamen von den "Hüttemännern", von Herrn Staake und vielen anderen Logistikvertretern, die Forderungen nach dem Neubau einer zusätzlichen LKW-Route, der "Osttangente", über den Deich im Rheinvorland bis zur "Brücke der Solidarität", am liebsten gleich bis zur Autobahn in Essenberg. Mit allen Mitteln wurden Kommunalpolitiker und Verwaltung "weichgeklopft". Mit unglaublicher Geschwindigkeit wurde dann genehmigt und wird gebaut. Die widerständigen Bürger- und Bürgerinnen, die erneut von ihrem direkten Rheinzugang abgeschnitten wurden, heißen derartige Planungsrambos nicht willkommen.
5. Rest-Umweltzone in Duisburg
Das Bild der "Mini-Umweltzone", in der WAZ Nr. 77 zeigt das ganze Planungsdesaster: Alle Flächen, die durch Industrie hoch vorbelastet sind oder die vom LKW-Schwerlastverkehr der Logistikbranche benötigt und damit zusätzlich belastet werden, bleiben außerhalb der Umweltzone. Gegen jede umweltentlastende Vernunft haben sich Industrie, IHK und Logistik-Lobby mit ihren privatwirtschaftlichen Einzelinteressen gegen das Recht Duisburger Bewohner auf gesund erhaltende Lebensbedingungen durchgesetzt. Daher: Logistik-Unternehmer immer unwillkommener.
6. Kaum Geschichtsbewusstwein, kein Naturverständnis
Ohne jede erkennbare Rücksicht auf den Traditionswert der denkmalgeschützten Krupp-Hauptwerkstatt wurde diese von Logport abgerissen; für zusätzliche PKW-Abstellplätze des Automobilausrüsters. Von zusätzlichen Arbeitsplätzen keine Spur. Dem Vernehmen nach zeigen sich die Logport-Verwaltung und die auf dem Krupp-Gelände angesiedelten Unternehmen wenig aufgeschlossen für ihre Nachbarschaft und deren Traditionspflege. Nicht eine positive Rückmeldung soll auf entsprechende Anfragen des Freundeskreises gekommen sein, das "Jahrbuch" ein wenig mit zu sponsern. Aber wenn es um die Vernichtung letzter, halbwegs naturnaher Grünflächen für noch mehr Logistikfläche geht (wie bei dem kleinen Wäldchen an der Kruppstraße und dem für die "Osttangente" geopferten Waldflächen am Rhein), da sind die Logport-Verantwortlichen voll dabei: Grün abhacken, betonieren...! Wundert es da, wenn die Logistiker nicht mehr so willkommen sind?
7. "Highlander" Staake lässt grüßen
Unvergessen ist, wie der damalige Redakteur der NRZ/WAZ-Redaktion im Duisburger Westen, Dr. Christoph Girschik, in 2005 den Auftritt des Chefs der Duisburger Hafen AG vor der Bezirksvertretung in Rheinhausen bezeichnete: "Der 'Highlander' war da." Nur die Finanz-Interessen seiner Hafen AG, der Logistik-Unternehmen, zählen. Der Schutz der Duisburger Bevölkerung vor der gewaltig heranrollenden LKW-Welle (so C. Girschik in der WAZ vom 16.07.05) spielt für ihn keine Rolle. Schon damals zeigte er kein Verständnis für die anwachsende Umweltbelastung und Gesundheitsgefährdung speziell der Menschen im Duisburger Westen. Die verbliebenen Krupp-Traditionsinseln (Krupp-Hauptwerkstatt; Casino und Villen in Bliersheim) stören ihn nur: Abreißen ist sein Motto. Den Transport-, Umschlag- und Lagerwünschen seiner eigenen Hafen AG und der vielen international tätigen Groß-Logistiker opfert er bedenkenlos auch noch den letzten Quadratmeter der Krupp-Fläche.
Bester Herr Staake: Wundert es Sie da, dass Sie uns in Rheinhausen und Gesamt-Duisburg unwillkommen sind? -
(Manfred Schweres)
- Dateien:
- Den_Burgplatz_als_Logistik-Gelaende_ausweisen.pdf75 K
Zurück
|