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  • Anmerkung zur Identifikation von Förderregionen in der "Gemeinschaftsaufgabe"
    Sonntag, 03. Juni 2007 21:49
    Alter: 17 Jahre


    Von: Hans-Friedrich Eckey, Reinhold Kosfeld, Matthias Türck

    Kategorie: Deutschland/DDR-Forschung


    Titel des Aufsatzes

    UNIVERSITÄT Kassel

    Institut für Volkswirtschaftslehre

    Anmerkung zur Identifikation von Förderregionen in der "Gemeinschaftsaufgabe"
    von
    Hans-Friedrich Eckey
    Reinhold Kosfeld
    Matthias Türck

    Nr. 90/07

    Volkswirtschaftliche Diskussionsbeiträge

    Anmerkung zur Identifikation von Förderregionen in der "Gemeinschaftsaufgabe"
    Comments on the identification of assisted areas in the "Gemeinschaftsaufgabe"
    Hans-Friedrich Eckey, Reinhold Kosfeldt und Matthias Türck


    Zusammenfassung

    Die Gemeinschaftsaufgabe "Verbesserung der regionalen Wirtschaftsstruktur" ist ein wichtiges Instrument der deutschen Regionalpolitik, um die regionalen Unterschiede zu vermindern. Sie identifiziert Förderregionen anhand von vier Indikatoren, die unterschiedlich stark bei der Bildung des Gesamtindikators gewichtet werden. Diese Gewichtung ist aus verschiedenen Gründen problematisch. Einerseits werden nicht zulässige Transformationen der Variablen durchgeführt. Andererseits ist die Gewichtung der Eigenindikatoren nicht sinnvoll, weil diese stark miteinander korreliert sind. Beide Probleme werden im Aufsatz erörtert. Zur Lösung des Gewichtungsproblems setzen wir die Faktorenanalyse ein, die sich als wirkungsvolles Instrument erweist, um die Korrelation zwischen den Einzelindikatoren zu beseitigen. Es zeigen sich zwar keine starken Abweichungen in den Rängen basierend auf dem Gesamtindikator, wenn die Ergebnisse der "Gemeinschaftsaufgabe" mit den eigenen Berechnungen verglichen werden. Dennoch weisen wir durch unsere Kontrollrechnungen nach, dass das vieldiskutierte Gewichtungsproblem methodisch exakt lösbar ist. Außerdem können schon geringe Rangplatzveränderungen dazu führen, dass einer Region Fördermittel gewährt werden oder nicht.

    Abstract

    The Commontask "Improvement of Regional Economic Structure" (Gemeinschaftsaufgabe "Verbesserung der regionalen Wirtschaftsstruktur") is an important instrument of German regional policy. The programme aims at narrowing the development disparities among regions. The "Gemeinschaftsaufgabe" identifies assisted areas using four single indicators. The indicators get different weights, when they are summarised to one figure. This weighting scheme is problematic for different reasons. On the one hand, the used transformations of the variables are non-permissible. On the other hand, the weighting of the indicators is not meaningful, because they are strongly correlated with one another. Both problems are discussed. In particular the factor analysis is an effective instrument in order to eliminate the correlations between the single indicators. The comparison of our results and the calculations of the "Gemeinschaftsaufgabe" shows no big differences concerning the ranking of regions. Our control calculations prove that the long discussed weighting problem is methodically efficiently solvable. In addition, small changes of ranks can lead to the fact that regional aid is granted to a region or not.

    JEL C21, Rl 1, R58
    Keywords: Regional Policy, Composable Indicator, Labour Market Regions Schlüsselwärter: Regionalpolitik, Gesamtindikator„ Arbeitsmarktregionen

    Prof. Dr. Hans-Friedrich Eckey, Universität Kassel, Nora-Platiel-Str. 4, 34109 Kassel, Tel.: +49/561/804/3038, Fax: +49/561/804/3045, E-Mail: eckey@wirtschaft.uni-kassel.de.
    † Prof. Dr. Reinhold Kosfeld, Universität Kassel, Nora-Platiel-Str. 5, 34109 Kassel, Tel.: +49/561/804/3084, Fax: +49/561/804/3045, E-Mail:
    rkosfeld@wirtschaft.uni-kassel.de.
    ‡ Matthias Türck, M. A., Universität Kassel, Nora-Platiel-Str. 4, 34109 Kassel, Tel.: +49/561/804/3044, Fax: +49/561/804/3045, E-Mail:
    tuerck@wirtschaft.uni-kassel.de.

     

    Die Berechnungen zeigen aber auch, dass die Werte beim Gesamtindikator relativ stabil sind. Bei 184 von 205 westdeutschen Regionen kommen beide Ansätze zum gleichen Ergebnis (vgl. Tab. 9), beide Modelle stellen also entweder eine Förderung oder eine Nichtförderung fest. Nur bei 21 Arbeitsmärkten gibt es Abweichungen. Diese Unterschiede kommen dadurch zustande, dass die Identifzierung von Förderregionen anhand von Rangplätzen sensibel auf geringe Veränderungen des Gesamtindikators reagiert. Bereits einer Neueinstufung einer Region, die nur um wenige Rangplätze differiert, kann dazu führen, dass die Region nicht unter die Förderschwelle fällt.
     
    Bei der Festlegung der Fördergebiete der "Gemeinschaftsaufgabe" treten zwei Probleme auf. Das Regionalisierungsproblem ist insofern relevant, als für einige Agglomerationsräume das Zentrum von den umliegenden Gebieten abgetrennt wird. Diese Vorgehensweise führt dazu, dass nicht aussagekräftige Werte vorhanden sind, wenn Lohngrößen verwendet werden, die am Arbeitsort gemessen werden. Da mit zunehmendem Einkommen der Pendlerwiderstand abnimmt, sind besser bezahlte Arbeitnehmer eher zum Pendeln bereit (s. Manning 2003 und Dargay/Ommeren 2005). Das Einkommen wird dann im Zentrum zu hoch ausfallen, während man für die umliegenden Arbeitsmärkte geringe Werte errechnet, obwohl dort relativ viele gut entlohnte Pendler leben.
    Da wir unsere Ergebnisse mit den Berechnungen der "Gemeinschaftsaufgabe" vergleichen wollen, nutzen wir die nicht optimal abgegrenzten Arbeitsmarktregionen der "Gemeinschaftsaufgabe. Die Lösung des Regionalisierungsproblems ist nicht unsere Intention, zumal bereits Arbeitsmärkte abgegrenzt worden sind, die keinen politischen Prämissen unterliegen. Die Arbeitsmarktregionen von Eckey, Kosfeld und Türck (2006) wären als weiterer Vorteil großräumiger abgegrenzt. In der Literatur wird nämlich zuweilen kritisiert (Hardt/Leidmann 2003: 98, Rosenfeld 2001), dass die kleinräumige Definition der Arbeitsmärkte bei der "Gemeinschaftsaufgabe" dazu führt, dass teilweise aufgrund fehlender Zentren in den Arbeitsmärkten entsprechend der Theorie der Wachstumspole kein Wachstumsimpuls entstehen könne.
    In unserem Aufsatz geht es aber primär um die Lösung des Gewichtungsproblems. Gegen die von der "Gemeinschaftsaufgabe" vorgenommene Standardisierung der Einzelindikatoren von der "Gemeinschaftsaufgabe" sind entscheidende methodische Einwände zu erheben. Hinzu kommt, dass die "Gemeinschaftsaufgabe" eine "Scheingewichtung" vornimmt, weil die Indikatoren stark miteinander korreliert sind. Die Lösung des Gewichtungsproblems gelingt mit Hilfe einer Faktorenanalyse, die unabhängige Dimensionen aus den verwendeten Variablen extrahiert. Wir erhalten somit drei unabhängige Dimensionen, die die wirtschaftliche Situation in den Regionen abbilden. Mit Hilfe der Faktorwerte lässt sich in der aufgezeigten Weise eine Rangfolge berechnen. Damit können Förderregionen festgelegt werden.
    Die Feststellung, dass bei den Rängen der Arbeitsmarktregionen nur geringe Unterschiede bei den eigenen Vorgehen und den Berechnungen der "Gemeinschaftsaufgabe" vorzufinden sind, heißt aber nicht, dass die zwei genannten Gewichtungsprobleme (vgl. Abschnitt 2) keine empirische Bewandtnis besitzen. Jedoch zeigt sich, dass eine unzulässige Vorgehensweise der "Gemeinschaftsaufgabe" zu Ergebnissen führt, die nicht sehr stark von methodisch exakten Berechnungen abweichen.







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